Provence

Der Mistral – ein Wind der Land und Leute formt

Der Mistral – Ein Wind der Land und Leute formt

Er kann einen fast verrückt machen… „viele, die sich in der Provence niederlassen wollen, merken, dass sie mit dem alles bestimmenden Wind nicht zurecht kommen und gehen wieder“, so sagte uns ein Provencale.
Er ist meist stark, kalt, kommt immer das Rhonetal herunter und ist geprägt von mächtigen Sturmböen. Seine Macht ist bis nach Korsika und die Cote D´Azur zu spüren.

Eine kleine Kostprobe bei Windgeschwindigkeiten von „nur“ 80km/h, er kann Böen mit über 100kmh haben….

Wir sind Gott sei Dank an einem festen Platz und müssen nicht fahren, aber der Wind rüttelt dermaßen fest an unserem Womo, dass wir kaum arbeiten können und nur so hin und her geschüttelt werden, fast wie auf einem Schiff mit Seegang. Für alle Notfälle habe ich ja auch Tabletten gegen die Seekrankheit dabei….man kann nie wissen…. Die Nacht war etwas unruhig, kaum hat der leicht säuselnde Wind einen in den Schlaf gewiegt, kam schon die nächste Böe, die unser treues Gefährt ächzen und quietschen ließ und es schwankte wie eine Flaschenpost bei Wellengang….Gut dass wir nicht an Klippen stehen, sonst hätte ich vor Angst wahrscheinlich gar kein Auge zugetan….

 

Jetzt wollen wir aber auch wissen, was es mit dem Mistral auf sich hat….
Wieso ist wird er auch der Herrscher der Provence genannt?
Der Name Mistral kommt von Maitre – Herr, Meister und Herrscher.

Er beeinflußt fast alles hier, bei ca 300 Sonnentagen im Jahr und ca 100 Mistraltagen, ist das leicht zu glauben. Nach dem Mistral soll das Wetter über Tage stabil sein, entweder gut oder schlecht.

Wir haben Glück und es ist sonnig und wir sehen immernoch die flachgezogenen Wolken. Denn er ist noch nicht ganz abgeflacht, aber wir können schon ein Phänomen erkennen, für das der Mistral verantwortlich ist, nämlich das tolle Licht. Durch die kalte Luft, kann man weiter sehen und die Provence wird in ein unglaublich bezauberndes Licht gerückt. Sämtliche namhafte Künstler, allen voran van Gogh, haben sich dadurch inspirieren lassen….

Was hat aber nun der Mistral mit der Kulturlandschaft der Provence zu tun?
Sehr viel, er beeinflußt in mehrerlei Hinsicht…..
und wirkt als Bauer, Landschaftsgärtner, Künstler, Architekt und Freizeitgestalter
…zum einen müssen vorallem die Olivenbäume dort gepflanzt werden, wo sie etwas geschützt sind, denn der Mistral „föhnt“ den Bäumen eine „Sturmfrisur“, wenn sie ihm permanent ausgesetzt sind….


…zum anderen ist er für die Felder ein Pilz- und Schädlingsbekämpfer. Durch die Trockenheit und Kälte mit der nachfolgenden Feuchtigkeit und Wärme ermöglicht er dem Boden ein Mikroklima, das eine extrem guten Ertrag und Qualität ermöglicht.
Damit aber nicht alles hinfortgeweht wird, müssen die Felder geschützt werden und zwar durch lange Hecken von Zypressen…

…und dann sind da noch die „abgesägten“ Kirchtürme, deren Glocken nur an Schmiedeeisernen Gerüsten hängen, damit der Mistral den Kirchturm nicht beschädigen kann…

Kirche von Bedoin

…Die Häuser werden möglichst so gebaut, dass die Südseite offen ist, Sonne herein lässt und die Nordseite eher einer Festung mit kleinen Fenstern gleicht, damit der Wind draußen bleibt…

…Selbst die Gässchen der Ortschaften sind so angelegt, dass es bei Wind auch geschützte Wege gibt…

…und vergessen wir nicht zuletzt die ganzen Sportler im Wasser und in der Luft, die ohne den Mistral viel weniger Spaß hätten…

 

Und wie entsteht der Mistral?
Meist entsteht er, wenn ein Hochdruckgebiet über Nordspanien/ der Biskaya herrscht und ein Tiefdruckgebiet über Genua, häufig zieht noch eine kaltes Wetter von Großbritannien/ Nordfrankreich nach Osten. Der Druckunterschied muss ausgeglichen werden und dann „schießt“ die Luft durch das Rhonetal und die Berge östlich (Alpen) und westlich (Cevennen) kanalisieren die Luft.

 

 

Quellen:
Gespräche mit Provencalen
https://www.arte.tv/de/videos/097832-000-A/der-mistral-herrscher-ueber-die-provence/
Wikipedia

 

 

 

 

 

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