Deutschland

30 Jahre deutsche Einheit

30 Jahre Deutsche Einheit …
eine Spurensuche mit der Kamera.

Winter 1990, die erste Tour in die neuen Länder, es ist jetzt fast 30 Jahre her.
Man fotografierte noch analog, die Schwarz – Weiß Aufnahmen wurden noch im eigenen Labor entwickelt. Eine Autobahn in die ehemalige DDR war vor vielen Jahren begonnen, aber durch den Mauerbau nie fertigestellt. Während man auf der Brücke die Bäume wachsen sah, musste man auf Nebenstrassen die Grenze überqueren. Die heutige Autobahn war einspurig, die Grenzblockaden wurden provisorisch aus dem Asphalt gerissen. Zwei Grenzer standen auf der Strasse und kontrollierten die Einreisenden. Man fuhr heran, kurbelte die Scheibe herunter, man brauchte einen Reisepass, den hat der Grenzer genommen und auf seinen geschickten, runden Bauch gelegt und abgestempelt. Jetzt war man drin in der DDR. Man brauchte zwar von Stuttgart nach Dresden noch 14 Stunden Fahrzeit, aber die Einreise war kurz und knapp. Die Grenzanlagen mit Todesstreifen und Fahrwegen waren noch voll intakt, die Grenztürme gerade erst verlassen. Wenn man das erlebt hat, sieht man das Europa von heute, ohne Grenzen, mit noch ganz anderen Augen. Was hat sich verändert. Wir haben einige Plätze mit der Kamera noch einmal besucht.

Die Leintücher mit den Wilkommensgrüssen waren natürlich verschwunden.

Dies ist Vergangenheit und Zeitzeuge zugleich. Würde heute noch jemand ein solches Leintuch spannen?

So sah es 25 Jahre nach dem Grenzfall an der selben Brücke aus.

Die Bäume auf der Brücke sind verschwunden. Auf der Autobahn fährt man mit hoher Geschwindigkeit von Bundesland zu Bundesland. Ein Schild lässt erkennen das man jetzt die ehemalige Grenze in die DDR überquert hat. Wer die Grenzanlagen kannte, sieht noch heute Spuren aus dessen Vergangenheit. Die Grenzzäune sind abgebaut, nur in manchen engen Köpfen werden sie nie verschwinden und immer wieder neu aufgebaut.

So wurde getankt, man musste einen guten Zeitpunkt erwischen um nicht stundenlang anzustehen, um ein paar Liter des kostbaren Treibstoffes zu erwischen. Man musste auch darauf achten, nicht Ausversehen Zweitaktgemisch in sein, noch mit ungeregeltem Kat fahrendes, Auto zu füllen.

Lebensmittel gab es noch an der Ecke. Supermärkte Fehlanzeige. Fast Fehlanzeige, denn Umsatz witternde Geschäftemacher wurden natürlich angezogen, wie das Licht die Motte anzieht, sie stellten grosse Zelte vor der Stadt auf, wo man dann all die Dinge bekommen sollte, die es in der DDR nicht gegeben hatte. Vom modernen Fehrnseher bis hin zur Westzahncreme gab es alles. Jetzt war der Kaffee für jeden zu bekommen und wurde als Tauschmittel von der DM abgelöst.

Auch 25 Jahre danach gibt es noch den Laden um die Ecke. Nur der Trabi fehlt noch vor der Tür.

Es war einmal, in dieser Strasse war unser erster Laden.

Heute ist einiges renoviert. Der Bäcker, der noch die tollen „Schrippen“ gebacken hatte, schaut zu Fenster heraus und genisst seinen Ruhestand. Seine Teigknetmaschine leiste uns noch heute gute Dienste. Das Fotogeschäft das schon vor der Wende Farbbilder selbst entwickelt hatte, ist verschwunden und hat der Erotik Platz gemacht.

So werden Bilder zu Zeitzeugen, zur Momentaufnahme auch eigener Geschichte.

Die Energieversorgung in der DDR. Für alle Ostalgiker. Möchte noch jemand die Kohlen in die oberen Stockwerke tragen und den Kohlenstoff in alle Winde verwehen?

Wir sind froh in einem vereinten Europa zu leben, ohne Grenzen, mit noch vielen Problemen, die noch holpernd angegangen werden. Aber sie werden angegangen.

Der Tag der Einheit ist für uns auch ein Tag der Einheit in Europa und hoffentlich auch bald in einer Einheit in der UN.